Wie wähle ich Methoden aus?

Vielleicht erinnerst Du dich. In meinem letzten Blogbeitrag schrieb ich darüber, was es braucht, um einen guten Workshop zu planen. Dabei lies ich die Frage nach dem WIE noch offen.

Wenn wir uns mit Methoden beschäftigen, dann ist es sinnvoll sich erst einmal zu fragen, was Methoden eigentlich sind. Ursprünglich kommt der Begriff der Methode aus der Erkenntnistheorie, einem Teilbereich der Philosophie, in dem es um die Frage geht, wie Wissen generiert wird und welche Voraussetzungen es für Erkenntnis braucht. Um das herauszufinden greift man auf Methoden zurück - sie sind also die Art und Weise oder der Weg den man geht, um zum Ziel der Erkenntnis oder Wissen zu gelangen. Wenn ich das so lese, dann fühle ich mich in mein Philosophiestudium zurückversetzt und denke gerade eher an trockene Theorie statt lebendiger Praxis.

Aber, wenn wir den Blick auf das Lernen und Methoden des Lernens richten, dann wird es vielleicht etwas greifbarer. Auch Du hast in deinem Workshop den Wunsch, Lerner:innen zum Wissen zu führen oder Erkenntnisse bei ihnen zu wecken. Die Erkenntnisse oder das Wissen, das Du erreichen willst beschreibst Du mit Lernzielen. Um diese Lernziele zu erreichen, setzt du Methoden ein. Sie helfen Dir dabei, deine Lerner:innen in der Lernzielerreichung zu unterstützen. Dabei geht es nicht nur um reines Faktenwissen, sondern auch um den Erwerb von bestimmten Kompetenzen sowie die Auseinandersetzung mit Werten und Entwicklung von Haltungen. (Du erinnerst Dich vielleicht: kognitive Lernziele, psycho-motorische Lernziele, affirmative Lernziele).

Wie Du aber sicherlich schon gemerkt hast, ist Lernen komplex. Und auch die Wissensvermittlung in Workshops ist es. Bei der Auswahl von Methoden, solltest Du dir deshalb drei Punkte immer vor Augen führen:

  1. Eine Methode muss immer einen Zweck erfüllen.
  2. Jede:r Lerner:in lernt anders und das ist gut so.
  3. Workshops brauchen gut eingeteilte Phasen.

Lass uns diese Punkte doch genauer unter die Lupe nehmen.

Eine Methode muss einen Zweck erfüllen

Wir wissen: die Methode ist der Weg, um ein Lernziel zu erreichen. Das heißt, du musst erst das Lernziel festlegen, bevor du eine Methode auswählst. Diese Methode, muss dann dazu beitragen, dass Deine Lernenden ihr Lernziel gut erreichen können. Eine Methode greift auf Instrumente und Techniken zurück. Instrumente könnten, z.B. Konzepte, Pläne, Ideen und Sprache sein; während man unter Technik eher den praktischen Umgang mit diesen Instrumenten versteht. Frage dich immer, wenn Du eine Methode auswählst: Was steht am Ende als mein Ergebnis? Was sollen meine Lerner:innen mit dieser Methode lernen oder erfahren?

Für Dich in Deiner Auswahl sollte demnach wichtig sein, dass Du passende Methoden wählst. Passend sind Sie dann, wenn Sie den Weg zum Lernziel unterstützen und auf die einzelnen Lerner:innen und sie als Lerntypen eingeht.

Jede:r Lerner:in lernt anders und das ist auch gut so

Du kennst das vielleicht selbst: Du lernst vielleicht besser, wenn Du etwas hörst oder wenn Du es selbst einmal ausprobierst. Es gibt unterschiedliche Lerntypen - und ja, es ist schwierig alle gleich zu erreichen. Dennoch, oder gerade deshalb, solltest Du bei deinen Methoden darauf achten, dass sie visuelle, haptische, auditive und kommunikative Elemente beinhalten.

Nur so sorgst Du dafür Lernerlebnisse zu schaffen, von denen möglichst viele profitieren. Grundsätzlich solltest Du auch hier immer von den Lernenden denken - können alle an deiner Methode mitwirken? Gibt es wohlmöglich Einschränkungen oder bestimmte Bedarfe, die eine Mitwirkung nicht möglich machen? Dann solltest Du überlegen von deiner gewählten Methode abzusehen oder sie entsprechend anzupassen. Achte darauf, dass deine Methoden niederschwellig, barrierearm und adaptierbar sind.

Workshops brauchen gut eingeteilte Phasen

Wie oft hast Du schon in einem Workshop gesessen und gedacht „Was mache ich hier gerade?“. Wichtig ist, dass Du Deinen Teilnehmer:innen einen genauen Fahrplan aufzeigst, so wissen sie, was sie erwartet. Ein Workshop sollte aus

  • Einstiegsphasen,

  • Arbeits- bzw. Austauschphasen sowie

  • einem Abschluss und Reflexion bestehen.

Um diese Phasen einzuleiten bzw. durchzuführen, gibt es viele unterschiedliche aktivierende Methoden. Zum Beispiel Warm-Ups, Energizer, Cool-Downs etc. Und/oder den Rückgriff auf Aufgaben und Übungen.

Daneben gibt es „klassische Lernmethoden“, ich werfe hier nur ein paar Stichworte in den Raum: Lernen durch Lehren, Dialogisches Lernen, Entdeckendes Lernen, Handlungsorientierung, Kooperatives Lernen, Prozessorientierung sowie selbstbestimmtes Lernen (vgl. Lienhart, 2019). Dabei handelt es sich um Leitprinzipien des Lernens, die förderlich für den Wissenserwerb deiner Teilnehmer:innen sein können.

Achte in deiner Planung zudem darauf, dass Du unterschiedliche Sozialformen wählst, also Einzelarbeit, Partnerarbeit sowie Gruppenarbeit. Durch eine gezielte Mischung von Methoden und Sozialformwechsel gestaltest Du eine gute, abwechslungsreiche Lernatmosphäre und trägst somit zu besserem Wissens- und Kompetenzerwerb bei.

Was ist jetzt das Ende vom Lied?

Methoden auszuwählen braucht Erfahrung - die erhältst Du nur, indem Du sie auch in der Praxis einsetzt. Im Anschluss an den Einsatz einer Methode hilft es zu reflektieren und festzuhalten, was gut gelaufen ist und wo es Anpassungen bedarf.

Hier findest Du noch ein paar Links & Buchtipps für gelungene Workshop-Methoden, kleine Fundgruben, in denen ich selbst immer mal wieder stöbere:

Wilde Workshop Spiele von Caspar Siebel

Leitfaden für Off- und Online-Workshops (nicht nur) für Introvertierte von All Codes are beautiful

Seminare, Trainings und Workshops lebendig gestalten (Lienhart, 2019)

Design Thinking Schnellstart: Kreative Workshops gestalten (Osann, Mayer, Wiele, 2020)

Design Thinking Workshop: 66+1 Warm Up (Tonhauser, 2018)

Das Online-Trainer Playbook (Oymann, Bartel, Lehmann, Mostert)

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